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Fahrzeugrecycling erklärt: Prozesse, Vorteile und Herausforderungen beim Auto-Recycling

In Deutschland waren Anfang des Jahres 2024 etwa 49,1 Millionen Pkw zugelassen. Dieser Wert stellt eine neue Höchstmarke dar. Doch was passiert mit alten Autos, wenn diese nicht mehr betriebsbereit sind? Was früher einfach auf dem Schrott landete, wird heute professionell recycelt. Erfahren Sie jetzt, was modernes Fahrzeugrecycling auszeichnet und welche Vorteile das Kfz-Recycling bietet.

Was ist Fahrzeugrecycling?

Fahrzeugrecycling umfasst die Entsorgung nicht mehr fahrfähiger Autos und die Wiederverwendung der Rohstoffe. In Deutschland und anderen Ländern der EU erfolgt der Recyclingprozess durch zertifizierte und anerkannte Demontagebetriebe. Die in modernen Autos verwendeten Materialien besitzen eine hohe Wiederverwendbarkeit. Schon heute müssen 25 Prozent der Kunststoffe neuer Fahrzeuge aus dem Recycling von Altfahrzeugen stammen.

Definition der Fahrzeugrecycling-Industrie

In Deutschland existierten laut Statistischem Bundesamt im Jahr 2021 etwa 1030 Demontagebetriebe für Altfahrzeuge. Die Fahrzeugrecycling-Industrie setzt sich laut Statistik vor allem aus kleineren und mittelgroßen Betrieben zusammen. Über 50 Prozent der Betriebe verwerteten im Jahr 2021 demnach nur 250 Fahrzeuge oder weniger. Laut Umweltministerium sollen im betreffenden Jahr deutschlandweit insgesamt 396.773 Altfahrzeuge zur Verwertung angefallen sein.

Recyclingprozess von Fahrzeugen

Lassen sich Fahrzeuge nicht mehr wirtschaftlich instand setzen, so werden sie in Deutschland als Altfahrzeug dem Recycling zugeführt. Das betrifft häufig Autos nach einem Unfall. Auch ältere Kfz können einmal am Ende ihrer Nutzungsdauer anlangen und dann der Verwertung zuzuführen sein. Laut Umweltbundesamt wurden 2021 etwa 97,5 % der Gewichtsmasse von Altfahrzeugen verwertet.

Das Recycling von Autos unterliegt in Deutschland und der EU strengen Richtlinien. Die hier gültige Altfahrzeugverordnung fordert seit dem 1. Januar 2015 eine Verwertungsquote von mindestens 95 Prozent. Die Recyclingquote für Altfahrzeuge ist mit mindestens 85 Prozent festgelegt. Beide Angaben gelten jeweils bemessen am Gewicht des jeweiligen Altfahrzeuges.

Ein Fahrzeug gilt in Deutschland abfallrechtlich als Altfahrzeug, wenn der Besitzer sich des Fahrzeugs entledigt oder entledigen muss. Fahrzeuge mit Totalschaden werden regelmäßig als Altautos und damit als Abfall eingestuft. In diesem Fall erfolgt eine Zuführung zum Fahrzeugrecycling bei einem anerkannten Betrieb zur Altfahrzeugverwertung.

Stilllegung und Neutralisation

In Deutschland ansässige Verwertungsbetriebe für Altfahrzeuge stellen dem bisherigen Besitzer des Autos einen Verwertungsnachweis aus. Mit dieser Bescheinigung kann der Autobesitzer nachweisen, dass das Altfahrzeug dem Recycling zugeführt wird. Das Dokument ist zudem notwendig, damit der Besitzer des Autos das Fahrzeug dauerhaft bei der Zulassungsstelle abmelden kann.

Nach der Anlieferung des Altautos bei einem Betrieb für Fahrzeugrecycling beginnen die Experten mit der Neutralisation des Autos. Hierbei werden unter anderem die Batterien ausgebaut oder Tanks für Flüssiggas außer Betrieb genommen. Auch pyrotechnische Teile wie Airbags werden ausgebaut und neutralisiert. Flüssigkeiten wie Öl, Kühlmittel und Bremsflüssigkeit werden abgelassen.

Demontage und Teileverwertung

Der nächste Schritt im Recyclingprozess ist die Demontage des Autos mit anschließender Verwertung von Teilen. Viele Teile eines Altautos eignen sich zur Wiederverwertung. Intakte Karosserieteile, Komponenten des Fahrwerks oder Karosserieteile können als gebrauchte Ersatzteile an anderen Fahrzeugen nochmals Verwendung finden. Das schont Ressourcen und schützt die Umwelt.

Beim Prozess der Demontage bauen Demontagebetriebe neben diesen Fahrzeugteilen auch Motor und Getriebe der Altfahrzeuge aus. Diese Komponenten kommen ebenso als Ersatzteile zum Einsatz. Einige Autoverwerter bieten auf ihrem Gelände auch Altautos zum Ausschlachten an. Hier können sich Selberschrauber die passenden Ersatzteile und Sachen für ihr Auto ausbauen.

Kompaktierung und Fraktionierung

Nach der umweltgerechten Entsorgung aller schädlichen Materialien und dem Ausbau der Autoersatzteile erfolgt der letzte Schritt der Verwertung. Hierbei werden die verbliebenen Reste der Altfahrzeuge kompaktiert, das heißt in einer Fahrzeug-Presse platzsparend zusammengepresst. In der Regel handelt es sich um die Karosserie des Altfahrzeuges mit einigen wenigen Anbauteilen.

Nach dem Pressen sind die Reste des Autos leichter zu transportieren und können der weiteren Verwertung und Wiederverwertung zugeführt werden. In der Regel erfolgt eine Zerkleinerung oder Fraktionierung in einer Schredderanlage. Das Statistische Bundesamt verzeichnete für 2021 in Deutschland insgesamt 45 Schredderanlagen und Anlagen zur Fraktionierung von Altfahrzeugen.

Vorteile des Fahrzeugrecyclings

Das Recycling von Fahrzeugen bietet viele Vorteile. Hierzu gehören ein verbesserter Schutz der Umwelt und die Schonung der natürlichen Ressourcen der Erde. Mit den im Zuge des Recyclings anfallenden Teilen lassen sich Fahrzeuge zudem günstiger reparieren.

Wiederverwertbarkeit von Materialien

Dank Fahrzeugrecycling können viele Teile von Fahrzeugen wiederverwendet oder wiederaufbereitet werden. So verbleiben nach dem Schreddern von Altfahrzeugen neben Stoffen zur Rohstoffrückgewinnung nur kleine Teile an Reststoffen zur Entsorgung. Etwa 62 Prozent der Materialien sind Kunststoffe. Zusammen mit Textilien stammen sie meist aus dem Bereich des Innenraums.

Ersatzteile zum Wiedereinbau in Fahrzeuge

Durch das Recycling von Altfahrzeugen fallen nicht unerhebliche Mengen an Ersatzteilen an. Diese Autoersatzteile werden von den Betrieben geprüft und über verschiedene Vertriebswege zum Kauf angeboten. Auf diese Weise ist eine weitere Nutzung der Teile möglich. Durch den Einsatz von gebrauchten Teilen lassen sich Fahrzeuge bis zu 80 Prozent günstiger reparieren.

Umweltgerechte Altfahrzeugverwertung

Das heute übliche Recycling von Kraftfahrzeugen in Deutschland und der EU schafft die Grundlage für eine umweltgerechtere Mobilität. Altfahrzeuge und die darin enthaltenen Stoffe haben dank der vorgeschriebenen Rücknahme keine negativen Auswirkungen auf die Umwelt. Die Wiederverwertung von Autos in Form von Recycling lag laut Eurostat in der EU 2021 bei 88 Prozent.

Herausforderungen im Fahrzeugrecycling

Trotz moderner Recyclingprozesse und Verordnungen stellt das Recycling der Altfahrzeuge alle Beteiligten auch heute noch vor große Herausforderungen. Laut Deutschem Umweltbundesamt bestehen selbst in Deutschland erhebliche Potenziale in puncto Recyclingfähigkeit und Wiederverwertung der Materialien von Altfahrzeugen.

Die Richtlinien wie die Altauto-Verordnung schreiben nicht zuletzt die stoffliche Verwertung von Glas und Kunststoffen vor. In Deutschland besteht diesbezüglich laut dem Umweltbundesamt noch Verbesserungspotential. Durch Entwicklungen neuer Recyclingprozesse sei eine bessere Wiederverwertung dieser Stoffe möglich, die eine hohe Recyclingfähigkeit besitzen.

Der Verband der Automobilindustrie VDA in Deutschland äußert im Zusammenhang mit dem Fahrzeugrecycling ebenfalls Bedenken. Zwar wäre mit der Altfahrzeug-Verordnung eine zentrale Maßnahme zum besseren Fahrzeugrecycling geschaffen worden. Dennoch wäre der Verbleib von 43 Prozent aller in der EU außer Betrieb gesetzten Fahrzeuge wie Pkw teilweise ungeklärt.

Weitere Aspekte des Fahrzeugrecyclings

  • Rechtliche Rahmenbedingungen: Ein Altfahrzeug gilt in Deutschland als gefährlicher Abfall. Besitzer von Altautos sind demnach verpflichtet, das Fahrzeug einer anerkannten Annahmestelle zuzuführen. Die Autohersteller sind nach der Altfahrzeugverordnung zur Rücknahme ihrer Fahrzeuge vom letzten Halter verantwortlich. Hierzu können sie auch Demontagebetriebe beauftragen.
  • Export von Schrottfahrzeugen: Das Exportieren von schrottreifen Kfz unterliegt in der EU strengen Regeln. Altfahrzeuge gelten laut Basler Konvention sowie der Abfallverbringungsverordnung auch in der EU als gefährliche Abfälle. Entsprechende Fahrzeuge dürfen ausschließlich in OECD-Länder verbracht werden. Der Export von funktionsfähigen Gebrauchtwagen ist weniger reglementiert.
  • Recyclingquoten und Statistiken: Im Jahr 2019 wurden laut Umweltbundesamt circa 15 Prozent der endgültig in Deutschland außer Betrieb gesetzten Fahrzeuge recycelt. Das sei die niedrigste Zahl verwerteter Altfahrzeuge seit dem Jahr 2004. Etwa 2,3 Millionen der im Jahr 2021 in Deutschland abgemeldeten Fahrzeuge wurden in anderen der EU-Staaten wieder zugelassen.

Nachhaltigkeit und Umweltschutz

Nachhaltige Autoteile schonen die natürlichen Ressourcen und erleichtern das Fahrzeugrecycling. Schon heute ermitteln Automobilhersteller bei der Konzeption von Fahrzeugen mittels moderner Technologien die Wiederverwendbarkeit der eingesetzten Materialien. Nicht selten kommen aufgrund dessen leichter verwertbare Stoffe zum Einsatz. So sollen die Autos von Mercedes-Benz dank cleverer Lösungen schon heute zu 95 Prozent verwertbar sein.

Zukunftsperspektiven und Innovationen

Das Fahrzeugrecycling soll in Zukunft noch einfacher und nachhaltiger sein. Darin sind sich Autohersteller und Fahrzeugverwerter einig. Werkstoffe sollen im Sinne der Kreislaufwirtschaft immer wieder genutzt werden. Die aktuellen Entwicklungen in puncto Recyclingfähigkeit seitens der Autoindustrie geben dabei die richtige Richtung vor. Dank moderner Technologien finden beispielsweise in Fahrzeugen von VW schon heute einigen zu 100 Prozent recycelte Stoffe Verwendung.

Möglichkeiten zur Verbesserung des Fahrzeugrecyclings

Im Bereich des Fahrzeugrecyclings gibt es trotz fortschrittlicher Technologien und Lösungen noch Verbesserungspotential. So könnten die Autohersteller etwa die Anzahl der verbauten Teile reduzieren und die Rücknahme vereinfachen. Kombinierte und schwer trennbare Teile aus Kunststoff und Metall werden schon heute von einigen Herstellern nicht mehr eingesetzt. Letztlich bietet auch die Verbesserung des Akkurecyclings beim E-Auto ein großes Potential.

 

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